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Ernst Rupprecht

Ernst Rupprecht wurde am 21. Januar 1926 in Tartsberg, einem zu Pilsach (Landkreis Neumarkt/Opf.) gehörenden Ortsteil im Oberpfälzer Jura geboren. In Eichstätt besuchte er Seminar und Humanistisches Gymnasium, von Kriegsdienst und Gefangenschaft unterbrochen, zwischen 1938 und 1947. Das Theologiestudium an der Eichstätter Hochschule schloss sich an. Die Priesterweihe empfing er durch Bischof Joseph Schröffer am 29. Juni 1953. Rupprecht wurde Kooperator in Aurach, Gunzenhausen und Ingolstadt/St. Joseph, auch Hauskaplan in Wettstetten.
 
In Nürnberg-Langwasser, der nach dem Krieg im Südosten Nürnbergs auf dem ehemaligen Gelände des Reichsparteitags entstehenden Trabantenstadt, übernahm er 1960 die Seelsorgestelle als Kurat. Vertriebene, vor allem aus Schlesien und dem Sudetenland, hatten in Langwasser eine neue Heimat gesucht, auch das Übergangslager (Valka-Lager) zur Unterbringung heimatloser Ausländer, den Displaced Persons, war dort gewesen, das zeitweise fast 4.000 Menschen aus dreißig Nationen beherbergt hatte. Der Aufbau des neuen Stadtteiles hatte 1957 begonnen und konnte erst vor der Jahrtausendwende abgeschlossen werden. Ernst Rupprecht hatte den Aufbau der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit maßgeblich gefördert und wurde 1964 ihr erster Pfarrer. Dem Dekanat Nürnberg-Süd stand er von 1970 bis 1984 als Dekan vor; seit 1976 war er auch Stellvertretender Stadtdekan von Nürnberg, dessen Altstadt und dessen Gebiete nördlich der Bahnlinie zur Erzdiözese Bamberg gehören.

Im Dienst der Dompfarrei und des Domkapitels in Eichstätt (1984 – 1997)

Bischof Karl Braun berief Ernst Rupprecht als Domkapitular und Dompfarrer (Nachfolge von Franz Scherb) 1984 nach Eichstätt. Er brachte seine reichen und vielfältigen Erfahrungen mit, die er bald offenen Auges und Herzens in seine neue, ganz im Unterschied zu Langwasser von reichen Traditionen geprägte Dompfarrei einbrachte. Mit seiner offenen, humorvollen und zuversichtlichen Art gewann er schnell das Vertrauen seiner neuen Pfarrangehörigen und die Bereitschaft vieler zur Mitarbeit in der Pfarrei. Sie erlebten ihn als einen religiös tief verankerten Priester und aufgeschlossenen, vielseitig interessierten Seelsorger, der im Geist des Konzils Altes und Neues glücklich verband.

Den Pfarrgemeinderat leitete er mit Offenheit und Umsicht. Dabei konnten auch „heiße Eisen“ sehr frei und offen angepackt werden. Ganz besonderen Wert legte er auf die Mitarbeit von Laien, die er sehr ernst nahm. Mit als Erstes führte Ernst Rupprecht die Familiengottesdienste ein, die monatlich einmal im Dom gefeiert und von Jung und Alt bei vollem Dom begeistert angenommen und mitgefeiert wurden. Zur musikalischen Gestaltung der Familiengottesdienste wurde die Orffgruppe unter Leitung von Rita Pesold aufgebaut. Gleichzeitig hat Ernst Rupprecht die Kinderkirche sowie die Mutter-Kind-Gruppe ins Leben gerufen, die sich beide als segensreiche Einrichtungen in der Pfarrei erwiesen haben und es auch heute noch sind. Großen Wert legte er auf regelmäßige Bibel- und Bildungsabende in der Stadtkirche Eichstätt mit Themen wie „Die heutige Verunsicherung im Glauben – Wege aus der Krise“ (1993); „Ämter der Kirche haben den Charakter des Dienstes – Nicht neue Kirche, sondern erneuerte Kirche“ (1995) und viele andere mehr.

Auf sein Konto geht auch seit 1991 die Einführung der jährlichen Pfarrfeste, je nach Großwetterlage am Ende oder zu Beginn eines neuen Schuljahres. Zum großen Erfolg wurde schließlich der Pfarrfasching „Carneval Cathedral“, der auf seine Initiative zurückzuführen ist. Was klein und bescheiden anfing, entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einem Großereignis in der Dompfarrei, an dem auch viele Gäste von auswärts begeistert teilnahmen. Er war selbst ein großer Faschingsfan.

Im Frühjahr 1995 wurde Ernst Rupprecht durch die Stadt Eichstätt angehalten, für das bevorstehende Altstadtfest den Pfarrplatz (Philipp-Jeningen-Platz) – Eigentum der Stadt Eichstätt – von der Pfarrei aus dem Fest entsprechend zu gestalten oder den Platz einem Wirtschaftsbetrieb zu übergeben mit der Konsequenz, dass die Pfarrei für die Zukunft keinen Einfluss mehr auf die Gestaltung des Festes haben würde. In einer kleinen Runde des Pfarrgemeinderates besprach er die Möglichkeiten und Folgen einer Eigengestaltung, wohl wissend, dass einiges an Organisation und Arbeit damit verbunden ist. Mit Elan und großem Erfolg wurde die pfarrliche Gestaltung erstmals vom 30.06.-02.07.1995 auf dem Pater-Philipp-Jeningen-Platz durchgeführt, unter anderem durch Verkauf bzw. Versteigerung der Orgelpfeifen von der Frauenbergkapelle (die eine neue Orgel bekam); Pfadfinder St. Georg, KSJ, Ministranten arrangierten den Verkauf von Waffeln und diverser Sachen und boten Luftballonspiele u.a.m. an; mit Musik, Gesang und Vorträgen von lustigen Texten und Szenen verlief dieses Altstadtfest recht erfolgreich. Das war der Beginn einer bisher ununterbrochenen Folge und die Geburtsstunde des gemeinsamen Volksliedersingens „Am
Brunnen vor dem Tore - Wir singen unter dem Lindenbaum“, eingeführt und weitergeführt durch Rita und Michael Pesold. All diese Einrichtungen, Feste und Veranstaltungen trugen zu einem lebendigen Pfarrleben bei.

Wichtig war Ernst Rupprecht die Förderung der Ökumene durch lebendige Kontakte zur evangelischen Gemeinde. Gegenseitige Einladungen und Besuche zu Gottesdiensten und zu diversen Festen wurden ins Leben gerufen und durchgeführt. Hier erdete er die ökumenischen Anliegen, die er fast zwei Jahrzehnte (von 1972 bis 200) als Stellvertretender Diözesanbeauftragter für ökumenische Fragen und als Mitglied der Ökumenischen Kommission des Bistums verfocht. Weiterhin vertrat er die Diözese Eichstätt auch in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern.

Am kirchlichen Ehegericht wirkte er von 1989 bis 2004 als Diözesanrichter. Die Kolpingsfamilie Eichstätt hatte in ihm von 1986 bis 1998 einen anregenden und verständnisvollen Präses. Erster Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt e.V. war Rupprecht von 1986 bis 2001. Sein Motto „Wo Caritas drauf steht, muss auch Caritas drin sein“ zeigte in seiner unkomplizierten Art seine Zielsetzung im Verband an. 1996 erhielt er für seine Anregungen und Verdienstedas Goldene Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes.

Eigens hervorzuheben ist schließlich der Sektor seiner Bautätigkeiten. Ernst Rupprecht ist die Neugestaltung von St. Marien unter der Leitung von Diözesanbaumeister Karljosef Schattner zu verdanken. Sein Anliegen war dabei, Möglichkeiten zu schaffen für eine lebendige Begegnung von Jung und Alt, Räume zu schaffen für die verschiedenen Jugendgruppen wie den Pfadfindern, KJG, Ministranten u.a.m., die ihm sehr am Herzen lagen, sowie für die Mutter-Kind-Gruppe. Mit seiner ganzen Persönlichkeit und mit Weitsicht setzte er sich ein für den Bau des Kinderhauses der Dompfarrei mit Kindergarten und Hort auf kirchlichem Grund in der Grabmannstraße. Hauptmotiv dafür war seine Sorge um die alleinerziehenden, berufstätigen Mütter und die Sorge um die Weitergabe des christlichen Glaubens, „dessen künftige Träger die Kinder von heute sind“. Ein großes Anliegen waren ihm auch die Alten und Kranken. Auf seine Initiative hin kam es zur Gründung der Sozialstation des Caritasverbandes, in die der Vinzenzverein Eichstätt als größter Träger integriert wurde und weiterhin ist. In diesem Zusammenhang ist das Caritas-Pirckheimer-Haus an der Altmühl errichtet worden, das zum Segen für viele Senioren bis heute und sicherlich in die Zukunft hinein geworden ist. Er besuchte die betagten Menschen regelmäßig an deren – nicht nur runden – Geburtstagen, ebenso an den Jubiläen zur Goldenen Hochzeit. Er war ihm wichtig, an diesen Tagen auch den Familienangehörigen begegnen zu können. – Die Mesnerwohnung der Frauenbergkapelle ließ er umgestalten und auf den neuesten Stand bringen.

Im Jahre 1997, nach 13 Jahren unermüdlichen Einsatzes für die Dompfarrei, trat Dompfarrer Ernst Rupprecht in den wohlverdienten Ruhestand. Am 23. November 1997 wurde er in einer Dankesfeier in St. Marien gebührend verabschiedet. Der volle Saal zeugte von der großen Dankbarkeit und Achtung der Teilnehmer. Noch im Ruhestand brachte er sich als Hausgeistlicher im Altenheim St. Elisabeth in Eichstätt ein. 2000 wurde ihm der Titel eines Päpstlichen Ehrenprälaten verliehen.

Erwähnt sei auch die Unterstützung seines reichen Wirkens durch Maria Rupprecht, die ihrem Bruder den Haushalt führte, durch Paula Wolf und Renate Antesberger, die zuverlässig und freundlich das Pfarrbüro führten.

Ernst Rupprecht verstarb am 14. Januar 2011 im Alter von 85 Jahren in Neumarkt, wo er seit 2008 seinen Lebensabend verbrachte. Es bleibt die Erinnerung an einen engagierten Priester, der mit selbstverständlicher Vornehmheit, in Zusammenarbeit und Förderung der ihm Anvertrauten seinen Dienst in den vielen Einsatzbereichen verrichtete und sich Achtung, ja hohe Wertschätzung, Vertrauen und dankbare Erinnerung in seiner Pfarrei erwarb. Seine letzte Ruhestätte befindet sich im Kapitelsfriedhof im Kreuzgang des Eichstätter Domes, seiner Pfarrkirche.

Michael Pesold

 

Liste der Eichstätter Dompfarrer seit 1821