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Joseph Guttenberger

Joseph Guttenberger wurde am 19. März 1883 in Freystadt als Sohn des Ökonomen Georg Guttenberger und seiner Ehefrau Therese geboren. Am 28. Juni 1908 erhielt er im Dom zu Eichstätt die Priesterweihe. Anschließend hatte er, wie in dieser Zeit üblich, verschiedene Kaplanstellen inne. So war er nacheinander Kooperator in Wolferstadt, II. Kooperator in Monheim, II. und I. Kooperator in Neumarkt, II. Kooperator bei St. Walburg in Eichstätt und schließlich I. Kooperator in der Pfarrei zur Schönen Unserer Lieben Frau in Ingolstadt. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wandte er sich der Militärseelsorge im Felde zu und wurde „überetatmäßiger Divisionsgeistlicher in der 1. Bayerischen Landwehr-Division.“ Wegen seiner großen Verdienste in dieser schweren Zeit wurden ihm als Auszeichnungen der Bayerische Militärverdienstorden 4. Klasse mit Schwertern und das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.

Aus dem Kriegsdienst zurückgekehrt erhielt er am 12. Juli 1915 das Prädikaturbenefizium in der Ingolstädter Liebfrauenpfarrei. Nachdem soeben vom Bayerischen Kriegsministerium im Einvernehmen mit kirchlichen Stellen das Amt eines „Bischöflichen Kommissärs für die Gefangenenseelsorge“ eingerichtet worden war, wurde Guttenberger auch noch diese Aufgabe übertragen. Nun musste er sich um die Belange tausender Kriegsgefangener kümmern, die in den Forts rund um Ingolstadt untergebracht waren. Im Oktober 1917 lernte er dabei den damaligen Päpstlichen Nuntius Eugenio Pacelli kennen, den späteren Papst Pius XII., der zu einem Besuch der Lager nach Ingolstadt kam.

Nach der Berufung von Stadtpfarrer Klemens Wagner zum Domkapitular nach Eichstätt wirkte Guttenberger bis zur Einsetzung des Nachfolgers Franz Xaver Thurnhofer von August 1924 bis Januar 1925 als Pfarrprovisor. Wenig später, am 21. März 1925, wurde er zum Pfarrer von Lenting ernannt. Als solcher ging er sogleich daran, verschiedene Baumaßnahmen einzuleiten, die Vergrößerung der Kirche, die Erweiterung des Friedhofs, die Errichtung eines Leichenhauses und eines Kindergartens.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten traten rasch seine großen Vorbehalte gegen diese Bewegung zutage. Natürlich blieb sein kritisches Verhalten den Machthabern nicht lange verborgen. Während einer Beerdigung in Ebenhausen, dort war am 27. Juni 1933 die Frau des Bürgermeisters und Mutter eines Lentinger Lehrers gestorben, erfolgte am 30. Juni seine Verhaftung durch einen SA-Mann. Daraufhin wurde er bis zum 7. Juli im Gefängnis der Bayerischen Politischen Polizei in München festgehalten. Bezeichnend ist, dass seine Festnahme nicht in Lenting geschah. Fürchteten die Nazis etwa, dass sich die dortige Bevölkerung hinter ihren beliebten Seelsorger stellen und ihn vor derartigen Übergriffen schützen könnte?

Am 7. Juli wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt und war am Abend bereits in Ingolstadt. Wie es heißt, erfolgte seine Freilassung auf Vermittlung des Vaters von Reichsführer SS Heinrich Himmler. Gebhard Himmler war von 1919 bis 1922 Oberstudiendirektor am Ingolstädter Humanistischen Gymnasium gewesen und hatte Guttenberger als aufrechten Menschen kennengelernt. Gleichwohl konnte er nicht verhindern, dass bei der Durchsuchung von Guttenbergers Pfarrhaus verschiedene Akten und Zeitungsartikel beschlagnahmt wurden.

Am 15. Oktober 1934 erfolgte Guttenbergers Ernennung zum Dekan des Landkapitels Gaimersheim. Nach dem spektakulären Fall des Geisenfelder Benefiziaten Alfons Neumeier (1898-1959), der im September 1935 durch neun vermummte Männer verschleppt und schwer misshandelt wurde, ergriff neben anderen Geistlichen auch Guttenberger das Wort und verkündete von der Kanzel herab, dass der Pfarrhof künftig nur noch unter Tags betreten werden dürfe und dass dringliche Versehgänge bei Nacht nur noch in Begleitung zuverlässiger handfester Männer vorgenommen werden dürften.
1937 wussten es die Machthaber zu hintertreiben, dass Guttenberger die Stelle eines Stadtpfarrers in Spalt und in Herrieden erhielt. Beide Ernennungen waren vom Bischof  bereits genehmigt.

Am 17. Januar 1945 starb Guttenberger in Lenting im Alter von knapp 62 Jahren an Herzversagen und wurde drei Tage später im dortigen Friedhof beigesetzt. Wegen seiner Verdienste war er zum Ehrenbürger von Lenting ernannt worden. Später wurde die Straße, die an der Lentinger Pfarrkirche vorbeiführt, nach ihm benannt.

Edmund Hausfelder

Literatur